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Personalratswahl

„Ohne Einflüsse von außen“

(English version below)

In der Selbstdarstellung unseres Mitbewerbers, Liste Vielfalt, liest man, sie stünden „für einen Personalrat, der nur unseren Beschäftigten an der Uni Stuttgart ohne Einflüsse von außen verpflichtet ist.“ Die geheimnisvoll unbestimmte Wendung „ohne Einflüsse von außen“ findet sich auch an anderer Stelle wieder und man fragt sich unwillkürlich: Was meinen die Kolleg*innen der Liste Vielfalt damit? Wer nimmt hier von außen Einfluss auf wen? Befürchten Sie, dass die Kandidat*innen der gewerkschaftlichen Liste (denn auf wen anderes als auf uns soll hier Bezug genommen werden) auf der Gehaltsliste ausländischer Autokraten stehen?  Nein, natürlich nicht. Was die Kolleg*innen der Liste Vielfalt natürlich sagen wollen, ist, dass wir unter dem Einfluss einer anderen finsteren Macht stehen: den Gewerkschaften…ach Du Schreck!  

Vermutlich ist das gar nicht nötig auszuführen, trotzdem, für das Protokoll: Die Kandidat*innen der gewerkschaftlichen Liste (übrigens haben wir viele Kolleg*innen auf unserer Liste, die überhaupt nicht gewerkschaftlich organisiert sind) sind natürlich völlig frei in der Gestaltung ihrer Arbeit. Die Vorstellung, wir wären in irgendeiner Form Einflüssen (oder möglicherweise gar Weisungen) von Ver.di oder GEW unterworfen, ist wirklich absurd und beinahe beleidigend. Unsere Kommunikation geht in die andere Richtung. Unsere gewerkschaftlichen Personalräte haben die geballte Unterstützung zwei der größten Einzelgewerkschaften im Rücken, um das Beste für die Beschäftigten der Universität herauszuholen: Rechtsberatungen zu schwierigen Fällen, Referent*innen für Vorträge oder Workshops zu besonderen Themen, Schulungen für Personalräte, Kontakt zu den Hauptpersonalräten im MWK und, und, und.  

Ver.di und GEW, „äußere Einflüsse“? Wer hat denn die erheblichen Lohnerhöhungen im Winter 2023 erkämpft, von denen wir heute profitieren? Wir, die Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen. Wir waren auf der Straße, wir haben gestreikt für einen besseren Tarifvertrag, der letztendlich für alle gilt, egal ob in der Gewerkschaft oder eben auch nicht. Nur so am Rande: Das wir überhaupt Personalräte oder Betriebsräte haben, auch das ist etwas, was überhaupt erst die Gewerkschaften erkämpft haben.  

Nun, im Winter mussten wir nicht nur gegen die Arbeitgeber um höheren Lohn kämpfen. In der Personalversammlung vom 4. Dezember 2023, die mitten in den Tarifverhandlungen stattfand, kurz vor den anstehenden Arbeitskämpfen, wollten sich sicher viele zum Stand der Dinge erkundigen, so unser Eindruck. Welche Angebote liegen auf dem Tisch? Wie geht es weiter, wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen? Schnell wurde klar, dass der amtierende Personalratsvorsitzende diesen Fragen keinen großen Raum lassen wollte. Man hatte als Beschäftigter den Eindruck, dass es beinahe schon erstritten werden musste, dass Vertreter*innen der Gewerkschaften an diesem Tag sich überhaupt  äußern können. Der Unmut vieler Beschäftigten darüber war unüberhörbar und nicht zu übersehen. Auch wenn das in der Folge einfach ignoriert wurde, als wäre das alles nicht geschehen.   

Eine Personalversammlung, in der die einzige eingeplante Möglichkeit, sich als Beschäftigte oder als Beschäftigter zu beteiligen, in einer Fragerunde nach dem langwierigen Rechenschaftsbericht durch den Personalratsvorsitzenden besteht, ist weit weniger als unzeitgemäß. Würde ich meine Studierenden mit so einem Format konfrontieren, würden sie spätestens in der Evaluation rebellieren und einfordern, ernstgenommen und einbezogen zu werden. 

Eine Personalversammlung, die während laufender Tarifverhandlungen nicht über deren Stand informiert, ist beinahe schon redundant. Und ob es dem amtierenden Personalratsvorsitzenden mehr genützt hat als geschadet, wenn der Rektor am Ende noch einmal das Wort ergreift, um den in Bedrängnis Geratenen zu unterstützen und betont, sinngemäß, man arbeite seit Jahren doch sehr gut und konstruktiv zusammen…das sei dahin gestellt.  

Die gewerkschaftliche Liste steht nicht unter ominösen „äußeren Einflüssen“. Unterstützt von unseren Gewerkschaften Ver.di und GEW werden wir in der Lage sein, die Interessen der Beschäftigen der Universität Stuttgart machtvoll zu vertreten. Wir werden über den universitären Tellerrand hinausschauen und uns einmischen, überall, wo es nötig ist. Wir sind auch keine Rabauken, die auf Krawall getrimmt in die Verhandlungen gehen werden. Aber wir sehen unsere Aufgabe darin, kompromisslos auf Seiten der Beschäftigten zu stehen, und nicht im Co-Management der Universität. Andere mögen das anders sehen. Das weitere müssen die Wähler*innen entscheiden.


In the self-presentation of our competitor, Liste Vielfalt, you can read that they stand „for a staff council that is only committed to our employees at the University of Stuttgart without outside influences“. The mysteriously vague phrase „without outside influence“ can also be found elsewhere and you can’t help but ask yourself: What do the members of Liste Vielfalt mean by this? Who is influencing whom from outside? Are you afraid that the candidates on the union ticket (Because who else is being referred to here but us?) are on the payroll of foreign autocrats? No, of course not. What our colleagues on the multiplicity list are trying to say, of course, is that we are under the influence of another sinister force: the trade unions…oh my!

It is probably not necessary to explain this, but for the record: The candidates on the union ticket list (by the way, we have many colleagues on our list who are not unionized at all) are of course completely free to organize their work. The idea that we are in any way subject to influences (or possibly even instructions) from Ver.di or GEW is truly absurd and almost insulting. Our communication goes in the other direction. Our trade union staff councils have the combined support of two of the largest individual trade unions behind them in order to get the best for the university’s employees: legal advice on difficult cases, speakers for lectures or workshops on special topics, training for staff councils, contact with the main staff councils in the ministry of science and culture (MWK), etc.

Ver.di and GEW, are „external influences“? Who fought for the substantial pay increases in winter 2023? A salary increase which we are benefiting from today? We, the trade unionists. We were on the streets, we went on strike for a better collective agreement that ultimately applies to everyone, regardless of whether they are in the union or not. Just as an aside: The fact that we have staff councils or works councils at all is also something that the trade unions fought for in the first place.

Well, in winter we did not just have to fight against the employers for higher wages. At the staff meeting on December 4, 2023, which took place in the middle of the collective bargaining negotiations, shortly before the upcoming industrial action, we had the impression that many people wanted to find out about the current situation.

What offers are on the table? What will happen if the employers do not budge? In the last staff meeting it quickly became clear that the acting chairman of the staff council did not want to leave much room for these questions. As an employee, you got the impression that you almost had to fight for union representatives to be able to speak at all on this day. The displeasure of many employees was unmistakable and could not be overlooked – even if this was subsequently simply ignored as if none of this had happened.

A staff meeting in which the only scheduled opportunity to participate as an employee is a question and answer session after the lengthy report by the Chair of the Staff Council is far less than in keeping with the times. If I were to confront my students with such a format, they would rebel during the evaluation at the latest and demand to be taken seriously and included.

A staff meeting that does not provide information on the status of collective bargaining negotiations while they are ongoing is almost redundant. And whether it has done more good than harm to the incumbent chair of the staff council when the rector took the floor again at the end of the last staff meeting to support the person in distress and emphasize that they have been working together very well and constructively for years… that remains to be seen.

The union ticket is not subject to ominous „external influences“. Supported by our trade unions Ver.di and GEW, we will be in a position to represent the interests of the employees of the University of Stuttgart in a powerful way. We will think outside the university box and get involved wherever necessary. We are also not bullies who will go into the negotiations with a riotous attitude. But we see it as our task to stand uncompromisingly on the side of the employees and not to co-manage the university. Others may see it differently. The voters will have to decide the rest.